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In den frühen Morgenstunden wurde die Polizei zur örtlichen Schule gerufen, wo eine Person erheblichen Sachschaden im Lehrerzimmer angerichtet hatte. Mehrere Kolleginnen und Kollegen wurden durch umherfliegende Büroausstattung leicht verletzt, das Lehrerzimmer ist bis auf Weiteres nicht mehr begehbar. Eine Lehrkraft wurde vorläufig festgenommen, gegen sie wird nun ein Verfahren wegen Sachbeschädigung, geringfügiger Körperverletzung in sechs Fällen und Beleidigung eingeleitet. Die Person sei während der Festnahme nicht ansprechbar gewesen, teilte die Polizei mit, nur ein Wort habe sie immer wiederholt: „Kaffee!!“ Wie sich später herausstellte, waren die Kaffeevorräte des Lehrerteams zu Ende gegangen.

Solche Szenen haben sich zum Glück noch nicht abgespielt, dennoch raten Ordnungskräfte zur Vorsicht: Akuter Koffeinentzug, ansonsten eine harmlose, gut zu behandelnde Erscheinung, kann bei Lehrkräften zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen. Dies liegt in der Gewöhnung an den Stoff begründet, die meist schon während des Referendariats, spätestens aber mit Ende der Probezeit eintritt (Experten sprechen aber von einer Dunkelziffer derjenigen, die dem schwarzen Gebräu bereits während des Studiums verfallen). Hier stellen sich entscheidende Weichen für die spätere berufliche Laufbahn: Tee- oder Kaffeetrinker? Letztere entwickeln dabei eine Affinität zum Bohnengetränk, die eindeutigen Suchtcharakter hat: Ohne die Gabe von mindestens 100 cl am Morgen finden sie nicht zu einer motivierten Arbeitshaltung, schon die bloße Kommunikation gestaltet sich dann oft schwierig. Die Süchtigen brauchen also ihr Suchtmittel, um ihren Tagesablauf normal gestalten zu können. Weiteres Indiz: Da der Stoff sich im Blut schnell abbaut, muss im Laufe des Vormittags teilweise mehrmals eine weitere Dosis eingenommen werden. Unter fadenscheinigen Begründungen wird dann die Kaffeemaschine aufgesucht. Auch zeigen einige Betroffene Symptome von Panikattacken, wenn sie feststellen, dass die Vorräte an Kaffeebohnen, Milch oder Zucker sich dem Ende zuneigen. Kaffeebeauftragte einiger Teams berichten von herzergreifenden Szenen, wenn ihnen fast flehentlich unetr Aufbietung sämtlicher Bargeldreserven nahegelegt wird, doch schnellstmöglich für Ersatz zu sorgen. Fast alle Betroffenen scheinen das Problem zu verdrängen – Lehrer Heinz P.: „Ich trinke auch gerne mal einen Tee.“

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Bei tatsächlichem Entzug aber bietet sich dem unbedarften Beobachter ein verstörendes Bild: Die Lehrkräfte beginnen, ihr äußeres Erscheinungsbild zu vernachlässigen und sind für humorige Ansprachen plötzlich nicht mehr zu haben. Der koffeingesättigte Lehrkörper trägt noch T-Shirts mit Aufschriften wie: „Input: Kaffee, Output: Ideen, Nebenprodukt: sarkastische Kommentare“, doch diese Humorbekundungen sind im Ernstfall nichts mehr wert. Tritt dieser ein, so haben Untersuchungen gezeigt, dass von einem gezielten Entzug abgeraten werden muss, da der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht. Auch Entwöhnungsversuche wie das Chai-Latte-Programm oder das Büntingprojekt haben bisher keinen durchschlagenden Erfolg erzielt. Süchtige sollten also möglichst in ihrem gewohnten sozialen Umfeld verbleiben und kontinuierlich mit ihrem Suchtmittel versorgt werden.

Deshalb: Schauen Sie nicht weg! Manchmal kann schon ein kleiner Kaffee oder Instant-Muckefuck helfen, damit ein Pädagoge seine Arbeit wieder aufnehmen und jungen Menschen etwas beibringen kann. 

Das sollte es uns allen wert sein. Vielen Dank.