Eine junge Frau steht in der Fußgängerzone, im Arm eine schwarze Gitarre, spielt etwas von Coldplay oder Ed Sheeran und singt dazu. Schön singt sie. Ich gehe vorbei, lächle und nicke ihr zum Gruß zu. Ich könnte ihr länger zuhören, aber meine Empathie und mein schlechtes Gewissen lassen mich den Schritt beschleunigen. Empathie deshalb, weil die junge Frau meine Schülerin im Oberstufen-Mathekurs ist und ich nicht will, dass sie das Gefühl hat, in einer Prüfungssituation zu sein. Und schlechtes Gewissen deshalb, weil ich meiner Betriebsblindheit voll auf den Leim gegangen bin.