(HO) „Ich weiß nicht genau, was Papa macht, aber ihm macht die Arbeit immer Spaß.“

Berufsorientierung in einer deutschen Schule, das sieht normalerweise so aus: Du kannst eine Ausbildung oder ein Studium anfangen und wenn du noch nicht so genau weißt, was von beidem du machen willst, kannst du dich im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres engagieren und dir über deine Ziele klar werden.

Eine weitere Möglichkeit wird dabei selten in Betracht gezogen: die Gründung eines eigenen Unternehmens oder Startups. Nur: Wer bringt einem so etwas bei? Am besten, wir fragen einen, der genau das gemacht hat und damit Erfolg hat.

Das geschah anlässlich einer gemeinsamen Seminarfachstunde des 13. Jahrgangs, zu der der Südbrookmerlander Unternehmer Daniel Juhnke eingeladen war, der davon berichtete, wie er zum Firmengründer und Eigentümer der IT-Firma Tec Networks in Emden wurde, welche Stolpersteine auf dem Weg dorthin lagen und was man als Jungunternehmer*in beachten sollte:

Ohne einen Plan B nach dem Abbruch des eigentlich ersehnten Informatikstudiums musste er sich mit Mitte 20 neu orientieren – und schloss erst einmal die einjährige Fachschule Informatik ab, um als Angestellter bei einer IT-Firma anzufangen und sich mithilfe von Zertifikaten weiterzubilden. Dort lernte er seinen späteren Geschäftspartner kennen – keine gegenseitige Sympathie auf den ersten Blick, wie er zugab: Auf der einen Seite er, der geschulte Theoretiker, auf der anderen ein praxiserfahrener, aber ungelernter Computernerd. Eine fruchtbare Kombination, wie sich schon bald herausstellte, als die beiden zusammen 2008 den Schritt wagten und das IT-Unternehmen Tec Networks aus der Taufe hoben – und der Beginn einer Erfolgsgeschichte: 30 Kolleg*innen und weitere externe Mitarbeiter*innen aus ganz Deutschland zählt die Firma heute, die sich vor allem auf Cloud-Technologien und IT-Infrastrukturen sowie Cybersicherheit für andere Unternehmen spezialisiert hat.

Aber Daniel Juhnke beschränkte sich in seinem einstündigen Vortrag nicht nur auf seinen persönlichen Werdegang, er gab den potentiellen Unternehmer*innen von morgen wertvolle Tipps, die sicher nicht nur Firmenchefs und -chefinnen gut zu Gesicht stehen: Erkennt eure Fähigkeiten und Spezialitäten. Zeigt Beharrlichkeit und lasst euch nicht zu leicht abwimmeln. Lasst Überraschungen in eurem Leben zu. Probiert euch aus. Sucht euch Wegbegleiter, anstatt alles allein machen zu wollen. Akzeptiert das Unkontrollierbare.

Ach ja, und schreibt auf jeden Fall einen Businessplan, auch wenn es euch nervt. Denn bei allem Idealismus gibt es rechtliche und finanzielle Hürden, die man nehmen muss, um Fördermittel, ein mietbares Büro oder ein Darlehen zu bekommen. Mit viel Selbstironie blickte Juhnke dabei auch auf die Anfänge seiner eigenen Firma zurück: So war es das erklärte Ziel des ersten Businessplans, einen Marktanteil von 80 Prozent im ostfriesischen Raum zu erlangen – was nicht ganz geklappt hat, wie eine Blitzumfrage unter den Schüler*innen zeigte.

Zum Abschluss hob Juhnke noch einmal die positiven Seiten der Selbständigkeit hervor: ein niemals langweiliger und abwechslungsreicher Beruf mit viel Flexibilität und Selbstbestimmtheit, Kreativität und Innovation. Aber natürlich auch ein arbeitsreicher Alltag mit stellenweise wenig Zeit fürs Privatleben und manchmal Mitarbeiter*innen, für die man Kompetenzen einer Erzieherin bräuchte.

Interessierte Schüler*innen konnten anschließend im Rahmen einer Fragerunde noch weitere Informationen einholen. Wir sind gespannt, auf wen hier vielleicht der Funke übergesprungen ist und wen wir bald als neue(n) Startup-Gründer*in erleben dürfen!  

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