(Swaantje Dochhorn 10c) Schon das zweite Mal im Jahr 2017 hatten wir das Glück, einem Zeitzeugen Fragen über damals zu stellen. Diesmal aber nicht über die Zeit während des zweiten Weltkrieges wie schon im Februar, sondern über die Nachkriegszeit in der DDR und das Leben dort. Wie das Leben eines Schülers dort gewesen sein muss, kann man sich heutzutage oft nicht mehr so gut vorstellen. Zumindest diejenigen nicht, die nach der Wiedervereinigung 1990 geboren wurden. So war es in jedem Fall sehr interessant Herrn Withof beim Reden zuzuhören. Er erzählte davon, dass er, anders als viele von uns erwartet hätten, nie das Bedürfnis hatte zu fliehen, da alles, was er damals in seiner Jugend erlebt hat, selbstverständlich für ihn war. Es war selbstverständlich, das man jeden Morgen um zehn vor sieben in der Schule sein musste, sowie es selbstverständlich war, dass man sich in der Schule benehmen musste, damit man am Ende des Monats nicht vor der gesamten Schule bloßgestellt wurde. Die Vergehen jedes einzelnen Schülers wurden vor allen anderen Mitschülern aufgezählt, sei es ein Schulverweis oder nur eine geschwänzte Schulstunde. Über alle die Verhaltensregeln damals, die uns oft fremd und überzogen vorkommen, wurde in der DDR nicht diskutiert. Es war einfach normal, so wie es war. Sie hatten keine Vergleiche, keine Vorstellung wie es wohl im Westen war, ob die Schulen strenger oder weniger streng waren. Was Herr Withof uns allerdings bestätigte war, dass mit der Stasi wirklich nicht zu spaßen war. Es war so, dass jeder Schüler in seiner Freizeit ein Hobby haben musste, welches er zwei Mal die Woche ausübte, egal ob es eine Sportart oder z.B. Modell- oder Bootsbau waren. Waren die jungen Sportler gut, kamen sie in der vierten oder fünften Klasse auf eine Sporthochschule, so wie auch Herr Withof. Drei Wochen verbrachte er dort zusammen mit anderen Sportlern, bis ein Familienmitglied sich mit er Stasi anlegte und er zurück auf die „normale“ Schule musste. Das zeigt, dass oft die ganze Familie darunter leiden musste, wenn nur einer sich einen Fehltritt erlaubte. |
Die Mitglieder des Staatssicherheitsdienstes waren Meister darin, Druckmittel zu finden, um allen möglichen politischen Gegnern Einhalt zu gebieten. Doch nicht für alles hatten sie eine Lösung. Trotz Verboten und Drohungen konnte man an den ostdeutschen Häusern oft Fernsehantennen sehen, die nach Westen zeigten. Das Westfernsehn war ja auch viel Interessanter als die ewige Propaganda und die immer gleiche Aussage, wie Gut der Osten und wie schlecht der Westen doch wäre. Viele Bewohner der DDR schauten viel lieber Sender wie RTL oder SAT 1, auch oder erst recht mit dem Wissen, dass es illegal war. Fast zwei volle GL-Stunden hat uns Herr Withof alle Fragen beantwortet, die uns und Frau Kirsch auf der Zunge gebrannt haben, bis uns nicht mehr eingefallen ist. Wie auch beim letzten Mal haben alle MitschülerInnen aufmerksam zugehört und sich über ein wenig Abwechslung im Unterricht gefreut, und wir hoffen, dass sich nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Klassen Verwandte oder Bekannte dazu bereit erklären, den Schülern etwas aus ihrer Lebensgeschichte zu erzählen. |