Ende einer Ära

(HO) Wenn ein Mitglied des Kollegiums nach langen Jahren die Schule in Richtung Ruhestand verlässt, ist das immer eine hochemotionale Angelegenheit. Wenn es sich dabei aber auch noch um ein Schulleitungsmitglied handelt, noch dazu um eines, das die Schule über Jahrzehnte geprägt hat, dann sind denkwürdige Erinnerungen, berührende Worte und die eine oder andere Träne vorprogrammiert.

Doch der Reihe nach:

DSC 0054 cr Carsten Menkhoff kam Anfang 2015 zunächst als Feuerwehrlehrkraft für Mathematik, Gesellschaftslehre und Politik an unsere Schule, ab Sommer dann als fester Bestandteil des Kollegiums. Der sympathische Bremerhavener, der als Sohn und Schüler in der Dorfschule seines Vaters aufwuchs (ein Detail, das er als „Eyecatcher“ bewusst in seiner Bewerbung unterbracht hat, weil er das im Kurs „Selbstvermarktung für Akademiker“ so gelernt hat), hat in seiner Lehrerkarriere nicht weniger als acht (!) Schulen durchlaufen und dabei Erfahrungen gesammelt, die unterschiedlicher kaum sein könnten, unter anderem in Marburg und Gießen, bevor es ihn wieder zurück in den Norden verschlug. Hier galt seine Treue – eine Eigenschaft, die ihn als Lehrer ebenso wie als glühenden Werder-Bremen-Fan auszeichnet – dann der IGS Aurich-West, er ließ sich aber auch an den letzten Jahrgang der IGS Waldschule Egels abordnen und begleitete diesen zum Abschluss. Zum Ruhestand gab es von den Kolleg*innen eine bunte Mischung an Geschenken: ein Fahrrad-Pflegeset, „damit sein Rad endlich die Pflege bekommt, die es verdient“, den Atlas obscura mit den faszinierendsten Reisezielen, die man im Pensionärsalter so ansteuern kann, sowie einen selbst gezeichneten Comic.

DSC 0100 cr Renate Erdt bringt es hingegen auf stolze 31,5 Dienstjahre an der IGS Aurich. Nach ihrem Start im September 1991 begann sie bald, in verschiedenen Leitungspositionen die Schule maßgeblich mitzugestalten: als Leiterin der Fachgruppe Freiarbeit, Fachbereichsleiterin AWT, Stufenleiterin der Sekundarstufe I und schließlich als „ständige Vertretung der Schulleitung“, als die wir sie seit vielen Jahren kennen. Schulleiterin Dorothee Göckel würdigte ihr Engagement – das Renate selbst in einer Bewerbung einmal als „persönliches und gesellschaftliches Anliegen“ bezeichnet hatte – anhand des Akrostichons Routiniert, Engagiert, Naturverbunden, Akribisch, Temperamentvoll, Ernährungsbewusst – eine sehr treffende Charakterisierung, wie sich im Laufe ihrer Rede herausstellte. Diese Eigenschaften waren hilfreich bei den zahlreichen Aufgaben, die sie im Laufe ihrer Dienstzeit übernahm, etwa die Aufsicht über den Neubau und allgemein des Gebäudezustands, die Erstellung der Stundenpläne oder die Versorgung der Schülerschaft mit gesundem Frühstück, das ihr sehr am Herzen lag. Renate selbst wollte diese Lobreden am liebsten so kurz wie möglich halten, musste von Dorothee dafür sogar beinahe zurechtgewiesen werden. Wenig später zeigte sich jedoch, warum: Hatte sie doch selbst ein ansehnliches Manuskript mitgebracht, um sich auf ihre Weise von der Schule und dem Kollegium zu verabschieden, wobei sie besonders die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Schulleitungsmitgliedern und deren besonderen Kompetenzen würdigte. Sie gab den Kolleg*innen Empfehlungen für die weitere Schulentwicklung mit auf den Weg, verschwieg auch nicht, was sie im Ruhestand nicht vermissen würde und dass die Arbeit als stellvertretende Schulleiterin keine leichte sei, zog aber das versöhnliche Fazit: „Ich habe oft gedacht: Ich kann nicht mehr. Aber nie: Ich will nicht mehr.“

So verabschiedet die IGS Aurich mit herzlichen himmelblau-grauen Grüßen und unter den Klängen der wie immer fantastisch aufgelegten Lehrer*innenband ihre stellvertretende Schulleiterin Renate Erdt. 

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