Die Stolperstein-Putzaktion am 9. November
(TJ) Am 9. November 2024 setzten die Schülerinnen und Schüler des Geschichtskurses von Herrn Trebesch aus der 13. Klasse der IGS Aurich ein Zeichen des Gedenkens: Jonas Heeren, Marcel Radzei, Amily Christians, Julia Eilers, Lea Ott, Sophie Wilts und Janneke Lütke-Notarp reinigten an diesem Tag gemeinsam mehrere Stolpersteine in Aurich.
Diese Stolpersteine, in den Straßen Am Neuen Hafen 2, Julianenburger Straße 31, Krähennestergang 1 und Oldersumer Straße 74, erinnern an das Schicksal von Menschen, die während der NS-Zeit verfolgt, entrechtet und ermordet wurden. Die Reinigung ist nicht nur ein Zeichen der Würdigung, sondern auch ein klares Statement gegen das Vergessen.
Der 9. November ist ein symbolträchtiges Datum in der deutschen Geschichte: Er erinnert an die schrecklichen Ereignisse der Novemberpogrome von 1938, in denen zahlreiche jüdische Geschäfte, Synagogen und Wohnhäuser durch die Nationalsozialisten zerstört wurden. Der Tag markiert daher einen wichtigen Moment des Gedenkens, an dem in ganz Deutschland Stolpersteine gereinigt werden, um an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern. In Aurich übernehmen verschiedene gesellschaftliche Gruppen und Institutionen diese Aufgabe, um das Andenken an die Opfer wachzuhalten.
Besonders an der Julianenburger Straße erlebte die Gruppe dabei eine kleine Überraschung: Eine neugierige Katze schloss sich ihnen an und „unterstützte“ die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Arbeit. Dies sorgte für einen unerwarteten und herzlichen Moment inmitten der ernsten und nachdenklichen Stimmung.
Der Stolperstein in der Oldersumerstraße 74 erinnert an Adolf Friedrich Jensen, dessen Leben als Lehrer und Sozialdemokrat uns zeigt, dass der Mut zur Menschlichkeit oft große Risiken bedeutete. Adolf Friedrich Jensen wurde am 21. Januar 1878 nahe Kiel geboren und wurde durch seine beruflichen Stationen schließlich 1929 Professor in Braunschweig. Bereits 1933, kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, verlor er seine Stellung aufgrund seiner politischen Überzeugungen. Im Krieg war er als Lehrer für verwundete Soldaten in den Niederlanden tätig, wo seine menschliche Haltung auffiel und zur Verhaftung durch die Besatzungsmacht führte. Trotz dieser Gefahr entging er der Todesstrafe, vermutlich wegen seines Alters. Nach seiner Flucht nach Aurich half ihm seine Schwester, sich vor den Nazis zu verstecken. Nach Kriegsende baute Jensen die SPD in der Region mit auf und war als Mitglied des Niedersächsischen Landtags aktiv. Seine Lebensleistung wurde 1963 mit dem Verdienstkreuz erster Klasse geehrt. Jensen starb am 6. Februar 1965 in Aurich.
Sein Stolperstein steht nicht allein für die vielen Opfer dieser Zeit, sondern auch für Menschen, die gegen das Unrecht standen. Die Stolpersteine erinnern an viele Opfergruppen: nicht nur politisch Verfolgte wie Jensen, sondern auch jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Sinti und Roma, Opfer von Euthanasieverbrechen und andere Menschen, die durch die NS-Diktatur verfolgt wurden. So bleibt uns durch die Stolpersteine die Erinnerung an ihr Leben und ihre Schicksale lebendig.