Unsere Schule – und ich denke, im Allgemeinen jede Schule – ist in Gremien organisiert. Die Jahrgangsteams bilden eine Struktur, die Fachbereiche eine andere, über allem wacht die erweiterte Schulleitung, dann gibt es noch den Schulvorstand, die Steuergruppe, die Schülervertretung, den Personalrat, die verschiedenen Ausschüsse und und und… Ihr haltet all diese Gremien für wichtig? Dabei habe ich das wichtigste noch gar nicht genannt: Ich nenne es den Busaufsichtsrat. Bestehend aus maximal vier Personen, wird seine Besetzung praktisch jedes Schuljahr von oberster Stelle verändert und die Treffen an zwei durch ein Schulgebäude getrennten Orten abgehalten – vermutlich, damit sich keine elitären Zirkel bilden und Machtstrukturen verkrusten können. Alle Mitglieder sind stimm- und redeberechtigt, ein Protokoll wird nicht geführt. Vordergründig ist es die Aufgabe des Busaufsichtsrates, die Schülerinnen und Schüler sicher an den Bussen im Empfang zu nehmen bzw. zum Bus zu begleiten – in Wahrheit werden hier jedoch Inhalte von höchster Bedeutung besprochen: Ob es um das neue Rhythmisierungsmodell, den anstehenden Beschluss zur Binnendifferenzierung oder die gestern einberufene Lehrerfortbildung geht – alles muss erstmal durch den Busaufsichtsrat. Selten war ein Gremium so arbeits- und beschlussfähig, selten war soviel Austausch unter Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Fachbereiche und Jahrgänge! Die Schulleitung ist nach der hitzigen Gesamtkonferenz für eine persönliche Stellungnahme nicht zu erreichen? Der Macht des Bus- aufsichtsrates kann sich niemand entziehen! Die Fachdienstversammlung erstickt in unerquicklichem Austausch von Worthülsen? Beim Busaufsichtsrat kommen alle Fakten sofort und ungefiltert auf den Tisch, äh, Absperrzaun. Gerüchteweise hätten ohne den Busaufsichtsrat einige angehende Pensionäre keinen Blumenstrauß nebst Abschiedsrede bekommen, würden verwahrloste Funktionsstellen immer noch vor sich hin vegetieren, wären einige legendäre Kollegiumsausflüge niemals geplant worden. Das Beste am Busaufsichtsrat aber ist, dass sich die Rednerliste sich von selbst schließt und niemand seine Redezeit überzieht – denn wenn der letzte Bus seine Türen schließt, ist auch die Sitzung geschlossen. Das ist gelebte Diskussionskultur! |