Brian (hält den falschen Bart in der Hand): „Wieviel? Schnell! Es ist für meine Frau!“
Händler: „Oh, äh…zwanzig Schekel.“
Brian: „Fein!“
Händler: „Was?“
Brian: „Da, bitte sehr!“
Händler: „Moment mal! Wir müssen erst feilschen!“
- aus „Das Leben des Brian“
Eines der meiner Meinung nach unangenehmsten Dinge, die der Lehrberuf so mit sich bringt, ist der Zwang, den zu Unterrichtenden zu wiederkehrenden Gelegenheiten Beurteilungen für ihre schulischen Bemühungen auszustellen: Ob nun Doppelplus oder Minus, ibMe oder nne, eins oder sechs, fünfzehn oder null – immer muss die Summe aus allen Beiträgen, Hausaufgaben, Klassenarbeiten und sonstigen Anlässen gebildet und gemittelt werden, natürlich plus oder minus pädagogischem Spielraum, individueller Leistungsentwicklung und und und. Unangenehm nicht wegen des bürokratischen Aufwands – der ist noch überschaubar – sondern weil man vom einen auf den anderen Moment vom freundlich-zugewandten Lernbegleiter zum knallharten Prüfer mutieren muss*.
Beim regelmäßigen Spießrutenlauf, dem Einzelgespräch mit der Lehrperson auf dem Flur, blickt man dann immer wieder in leere Gesichter, die gerade ihr höchstrichterliches Urteil erhalten haben und deren Tag so richtig im Eimer ist. Ich würde behaupten, dass mir das mehr wehtut als meinen Schützlingen, halte das aber kaum für glaubhaft.
Ab und zu aber regt sich Widerstand gegen die ex cathedra verkündete Zensurengebung: Gewisse Krämerseelen unter der Schülerschaft wittern die Chance, ihren ganzen Flohmarktcharme in die Waagschale zu werfen und haken routinemäßig nach: „Ist da vielleicht noch ein Punkt mehr drin?“ Klimperklimper.
„Oh“, möchte man am liebsten antworten, „jetzt wo du es sagst – tatsächlich, hier liegt noch einer! Den hatte ich doch glatt übersehen.“ Zwinkerzwinker.
Die fatale Überzeugung, die dahintersteht, lautet: Noten werden nicht gegeben, sondern verhandelt. Beide Seiten müssen damit einverstanden sein.
Nun kann man solche Feilschereien grundsätzlich ablehnen – oder das Gesetz des Basars befolgen: Was bietest du im Gegenzug? Daraufhin bekommt man aber häufig die gleiche Antwort: Das freiwillige Zusatzreferat, die Allzweckwaffe des fleißigen Schülers und der fleißigen Schülerin. Damit soll meistens nichts weniger als Kompetenz durch Sitzfleisch ersetzt werden: Ich kapiere das Thema nicht so richtig, weshalb meine Beiträge im Unterricht nicht besonders zahlreich sind – aber ich könnte mein Wochenende vor dem PC verbringen, eine Zusammenfassung in sechs Powerpointfolien erstellen, mich vor die Klasse stellen und so tun, als hätte ich es trotzdem verstanden!
Leider wird der Wert solcher Präsentationen von Schülerseite stark überschätzt – um im Flohmarktsprech zu bleiben: Die Benjamin-Blümchen-Kassette ist keine Kaffeekanne aus Meißner Porzellan. Geübte Feilscher*innen haben deshalb gleich die richtige Frage mit an den Verhandlungstisch gebracht: „Was muss ich für Note XY tun?“ Wer hier zu schnell zuschlägt (im übertragenen Sinne, nicht wörtlich!), begibt sich auf gefährliches Terrain, denn was hier gerade zustandegekommen ist, könnte man als mündlichen Vertrag bezeichnen – und die Lehrkraft könnte sich am Ende genötigt sehen, ihren Teil der Vereinbarung einhalten zu müssen, auch wenn sie der Meinung ist, dass Fiona trotz Referat inklusive Plakat sowie drei Gruppenarbeit-Vorstellungen eigentlich doch keine Zwei verdient hat.
Dann vielleicht doch besser so: Du bemühst dich in jeder einzelnen Unterrichtsstunde, zu zeigen, was du kannst – und ich bemühe mich in jeder Minute am Lehrerpult und am Schreibtisch zu Hause, das angemessen zu würdigen. Deal?
* siehe auch Episode 17: „Oh Captain, mein Captain“