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Summer has come and passed.
The innocent can never last.
Wake me up when September ends.

- Green Day, When September ends

Ich gehe jede Wette ein: Es gibt wohl keine Familie, in der innerhalb der sechs Wochen unterrichtsfreier Zeit nicht mindestens einmal folgender Satz fällt: „Was bin ich froh, wenn die Schule wieder losgeht!“ Gerne auch von Oma als verschmitzt-süffisante Frage formuliert: „Und, bist auch froh, wenn die Schule wieder anfängt?“

Ja, Oma, irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Der Schulbeginn nach den Ferien ist seit jeher von einem merkwürdigen Gefühl geprägt, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Da ist auf jeden Fall Wehmut, denn das Lotterleben der Sommerferien ist vorbei: Statt des chilligen In-den-Tag-Hineinlebens dröhnt jetzt plötzlich wieder mitten in der Nacht ein Gerät, um den wohlverdienten Schlaf zu beenden. Nicht cool.

Da ist aber auch so etwas wie Vorfreude: auf Mitschüler*innen bzw. Kolleg*innen, auf neue Erlebnisse und nicht zuletzt, selten zugegeben, auf die tägliche Routine und Tagesstruktur. Geregelte Tätigkeiten und Mahlzeiten und das gute Gefühl, heute etwas geschafft zu haben – darauf kann man sich schonmal freuen. Auch als Lehrer, wenn man als Auskunft nach den Ferienaktivitäten seiner Schützlinge die Antwort erhält: „Das ist heute das erste Mal seit ein paar Wochen, dass ich das Haus wieder verlassen habe.“ Nun ja, es kann nur besser werden, jetzt wo du die Sonne wieder siehst.

Das Schuljahresanfangsgefühl könnte also in die Schublade mit den positiven Emotionen, wäre da nicht die leidige Frage: Wie geht es denn wieder los? Was ist wieder möglich und welche Beschränkungen müssen beibehalten werden?

Völlig desillusioniert war ich vor einigen Wochen nach dem Ansehen eines Werbespots, in dem ein Elektronikmarkt mit dem Slogan „Genau mein Sommer!“ wirbt – und zwar für Laptops und Headsets zum Schulanfang! Das ist also genau mein Sommer, in dem ich mich mental schon auf die Schule vorbereite – was schlimm genug ist – aber dann auch noch fest davon ausgehe, dass ich ohnehin kein Schulgebäude von innen sehe und deshalb schon mal zu Hause elektronisch aufrüste, um für die erste Onlinekonferenz gewappnet zu sein? Ernsthaft? Das verlangt doch nach etwas Zurechtrücken:

Erstens, Schule braucht Pause. Nicht nur ein paar Tage, sondern lange genug, um komplett vom Radar des Großhirns zu verschwinden. Das trägt nämlich zur geistigen Gesundheit aller Beteiligten bei. Jeder, der Ferienkurse oder Verkürzung der Ferien fordert, hat das nicht verstanden. Deswegen ist „genau mein Sommer“ einer, in dem ich – ganz gleich, ob als Schüler*in oder als Lehrkraft – den ganzen Schulkram in eine Ecke werfe und mich anderen Dingen zuwende.

Zweitens, lasst uns bitte optimistisch bleiben und nicht demonstrativ Laptops und Headsets kaufen, weil „ja vielleicht bald sowieso wieder alles dicht ist“. Ich möchte ein Schuljahr, in dem ich alle meine Schüler*innen an jedem einzelnen Schultag in Lebensgröße vor mir habe – und ich weiß, dass das möglich ist, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.

Also, herzlich willkommen im Schuljahr 2021/2022 und in Mr. HOs verflixter siebter Jahresstaffel, in der unter anderem die einhundertste Episode zu feiern sein wird (übrigens, die Worte feiern und Ferien sind Anagramme!). Man darf also gespannt sein. Und: Am 14.07.22 beginnen die Sommerferien! Vorfreude ist ja die schönste Freude.

Bild Mr. HO 96kl