„Die Superhits des letzten Jahrhunderts und das Abgedroschenste von heute“ (Folge 107)
Was strahlt man als pfiffiger Privatsender aus, wenn in der Kreativitätskasse gerade Ebbe ist und sich niemand für die Moderation des großen Promi-Gummibärchenwettessens aufdrängt? Eine Ranking-Show. Ein ebenso einfaches wie geniales Konzept: Man lasse den Praktikanten fünfzig Videos googlen, in eine mehr oder weniger sinnlose Reihenfolge bringen und mit einem auditiv ansprechenden süffisanten Kommentar versehen. Dann schicke man dieses Produkt der sendereigenen Vollzeit-D-Prominenz, die sich dann wiederum beim Sichten und Kommentieren des Rankings ablichten lässt. Kinderleicht. Und da ich noch nie ein Feind erfolgreicher Geschäftsmodelle war, machen wir das hier heute jetzt auch.

Zwanzig Schüler*innen geben ihr Smartphone vor der Klausur beim Lehrer ab. Dieser macht sich einen Spaß daraus, nach überstandener Leistungsüberprüfung blind in die Handykiste zu greifen und den unter Entzug stehenden Oberstufler*innen einfach zufällig irgendeines der darin befindlichen zwanzig Geräte auszuhändigen. So weit, so irrelevant. Nun die Frage: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau ein Schüler nicht sein eigenes Handy bekommt? (Achtung, wer den Spoiler vermeiden will, erstmal nicht weiterlesen und stattdessen nachdenken!)
Von allen dienstlich erzwungenen Zusammenkünften, zu denen der Lehrkörper zu erscheinen hat, ist ihm am Ende eine doch die liebste, nämlich die Gesamtkonferenz, im liebevollen Fachjargon: GeKo. Die Jahrgangsversammlung ist da mit zu viel Verantwortung belastet und die Fachdienstversammlung mit zu vielen Detailfragen, denen man sich aufgrund der geringen Gruppengröße kaum entziehen kann. Wieviel schöner ist es da doch, sich im Plenum der Gesamtkonferenz zu verlieren, ohne als Individuum allzusehr im Mittelpunkt stehen zu müssen. Vielmehr wärmt man sich am Herdfeuer der Schule, wo jede und jeder nach seinen Vorstellungen partizipieren kann – und wenn es nur als stiller Teilhaber ist, der nebenbei seinen Winterpullover vervollständigt oder sein Korrekturpensum abarbeitet.