„Die Wahrheit ist irgendwo da drinnen“ (Folge 139)

Jeder kennt die Geschichte. Manche sind sogar davon überzeugt, dass sie an ihrer eigenen Schule passiert sind. Zumindest kennen sie jemanden, der direkten Kontakt zu jemandem hat, der das selbst miterlebt hat: Das Thema der Deutscharbeit lautet „Was ist Mut?“ Ein Schüler steht nach fünf Minuten auf, geht zum Lehrerpult, gibt ein leeres Blatt ab und sagt: „Das ist Mut.“ Er bekommt eine Eins für die Arbeit.

Was ist das schrecklich, wenn man mit sich selbst nicht einer Meinung ist.
Das Gute an Deutschland ist ja, dass im Prinzip jeder und jede für alles Experte oder Expertin ist. Macht der Bundestrainer seine Arbeit gerade nicht so gut? Da kannste eigentlich jeden fragen, wie es besser ginge. Ein Virus bedroht die Bevölkerung? Den besten Umgang damit kennt hundertpro dein Nachbar. Kaum jemand, der mit seiner Meinung, ach was, Expertise hinterm Berg hält. Das „Weiß ich nicht“ oder „Kann ich nichts zu sagen“ ist als Zeichen von Schwäche verpönt. Und natürlich haben all diese
„Der Autor will so rüberbringen, dass Medea sauer auf Jason ist.“ Dieser Satz ist inhaltlich korrekt. Trotzdem wird bei seiner Korrektur viel rote Tinte für Schlangenlinien, Ausrufezeichen oder kleine weinende Smileys verbraucht, denn: Umgangssprache! Unpassende Formulierung! Nicht fachsprachlich!