„Völlig verstundenplant?! (Teil 1)“ (Folge 137)
Das Gute an Deutschland ist ja, dass im Prinzip jeder und jede für alles Experte oder Expertin ist. Macht der Bundestrainer seine Arbeit gerade nicht so gut? Da kannste eigentlich jeden fragen, wie es besser ginge. Ein Virus bedroht die Bevölkerung? Den besten Umgang damit kennt hundertpro dein Nachbar. Kaum jemand, der mit seiner Meinung, ach was, Expertise hinterm Berg hält. Das „Weiß ich nicht“ oder „Kann ich nichts zu sagen“ ist als Zeichen von Schwäche verpönt. Und natürlich haben all diese

„Der Autor will so rüberbringen, dass Medea sauer auf Jason ist.“ Dieser Satz ist inhaltlich korrekt. Trotzdem wird bei seiner Korrektur viel rote Tinte für Schlangenlinien, Ausrufezeichen oder kleine weinende Smileys verbraucht, denn: Umgangssprache! Unpassende Formulierung! Nicht fachsprachlich!
Als Referendar, neu in einer Lerngruppe, hältst du zunächst mal Ausschau nach den tragenden Säulen des Unterrichts. Die zwei, drei Leuchttürme, die du auch in schwerer See nachts um halb drei immer fragen kannst und sie nennen dir die Geschwindigkeitsformel, erklären dir den Verdauungsprozess oder deklinieren dir hic, haec, hoc bis zum Ablativ Plural. Die brauchst du zum Bestehen, denn du möchtest vor allem eins: Richtige Antworten, während jemand dabei zusieht. Antworten, die mit deiner Antizipation im Unterrichtsentwurf übereinstimmen.
Eines der abgefahrensten soziokulturellen Phänomene, die die Zeit der Lockdowns uns beschert hat, zeigte sich bei einem Waldspaziergang: Da hatte jemand mit viel Mühe und Liebe aus ein paar Eisstielen, Heißkleber, Glitzerstift und anderem Klimperkram ein Türchen gebastelt und am Wurzelwerk einer Buche appliziert. Auf der Tür stand: „Hier wohnt Elvira, die Waldfee“. Holla, dachte ich, warum dies? Zumal in der näheren Umgebung